Meyer: Wir setzen konsequent auf Transparenz und auf Nachwuchs
A. Meyer: Als Ende August der damalige Manager Michael Döring buchstäblich „das Handtuch warf“, stand das Nordhäuser Bundesligaboxen vor dem Aus. Im September wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Abteilung Boxen des NSV ein neuer Vorstand gewählt, um das entstandene Vakuum zu füllen. In der Überzeugung, dass wir das Spitzenboxen in Nordhausen fortführen müssen, habe ich nach eingehenden Beratungen mit meiner Frau und dem Präsidenten des Kreissportbundes dieser enormen Mehrbelastung zu meinem ohnehin hohen Arbeitspensum zugestimmt und die Herausforderung angenommen.
Welche Veränderungen haben sich daraus für das Bundesliga-Boxen ergeben?
A. Meyer: Mit der Neuausrichtung haben wir uns ganz klar zur Förderung und Stärkung des eigenen Nachwuchses bekannt. Als erstes wurde ein siebenköpfiges Gremium gegründet, in dem die sportlichen und finanziellen Belange der Abteilung Boxen im NSV und der Bundesliga Boxen abgestimmt und entschieden werden. Sowohl unsere strategische Ausrichtung und unsere Ziele, aber auch Kompetenzen und konkrete Aufgaben werden hier festgelegt. Wichtig ist mir, dass alle eingebunden sind, dass wir gemeinsam und transparent alle Entscheidungen treffen.
Wie soll der Nachwuchs konkret gefördert werden?
A. Meyer: Derzeit stehen sieben junge Boxer im Kader, die noch keine 21 Jahre alt sind, wovon sich zwei auf die U22-Europameisterschaften vom 24.3.-2.4. in Rumänien vorbereiten. Fünf der Jungs sind in Thüringen geborene Talente. Und mit Richard Meinecke steht ein echter Nordhäuser auf dem Sprung zu einer großen Karriere und hat bereits seine ersten zwei Bundesligakämpfe für den NSV absolviert.
Gerade um ihn gab es in der letzten Zeit Gerede und er wurde aus dem Kader genommen. Was war da los?
A. Meyer: Richard ist ein junger Mann und er hat einen Fehler gemacht, den er inzwischen eingesehen hat. Damit ist das Thema aus der Welt. Wir sind stolz, dass Richard für den NSV boxt, obwohl er im Olympia-Stützpunkt in Frankfurt/O. trainiert und nur zu den Wettkämpfen zu uns stoßen kann.
Oft hört man den Vorwurf, dass nur Legionäre für Nordhausen boxen würden, die keinerlei Bindung an die Stadt oder den Verein haben.
A. Meyer: Das war eines der ersten Probleme, die wir als neue Leitung konsequent angingen. Wir binden einerseits mehr Thüringer Sportler ein und reduzieren die Anzahl der auswärtigen Kämpfer.
Boxer, die nur zum Wiegen und Boxen kommen, ihre Aufwandsentschädigung einstecken und wieder verschwinden soll es zukünftig nicht mehr geben. Wir wollen ein NSV-Team mit verschworener Kämpfern bilden und konsequent eigene Talente fördern. Die Mannschaft trifft sich am Vorabend des Wettkampfes, übernachtet im Hotel und isst gemeinsam. Dann fahren alle zusammen zum Wettkampf. Aktuell sind 24 Kämpfer im Team, die aber nicht immer alle zum Einsatz kommen. Sechzehn von ihnen haben in dieser Saison bereits für den NSV und seine Fans geboxt. Außerdem wollen wir unseren Bundesligakader auch ausserhalb der Saison in der Region unserem Publikum bei Wettkämpfen wie z.B. beim Bergmannsfest am 28.6.2018 in Bleicherode zeigen.
Wie finanzieren Sie die Boxer, die zu den Wettkämpfen anreisen?
A. Meyer: Es ist uns gelungen, den leistungsstarken Sponsorenpool weiter auszubauen. Viele Sponsoren halten dem Nordhäuser Boxsport schon lange die Treue und wir konnten vor der Saison noch weitere dazu gewinnen. Die Aufwandsentschädigungen wurden im Vergleich zur Vorsaison reduziert. Und dann haben wir unser Publikum …
…von dem gesagt wird, es sei das beste Boxpublikum Deutschlands.
A. Meyer: So ist es. Mit der Ballspielhalle verfügen wir zudem über eine ideale Arena, in die jeweils um die Tausend Besucher strömen, wenn der NSV boxt. Unsere Boxer werden zu jedem Heimkampf durch das „Beste Boxpublikum in Deutschland“ zu Höchstleistungen angetrieben. Es ist eine traumhafte Atmosphäre um die uns viele Ligakonkurrenten beneiden. Fans aus ganz Deutschland kommen nach Nordhausen zu den Boxkämpfen. Darauf sind wir sehr stolz.
Nun sind aber eben diese Einnahmen aus den Bundesligakämpfen in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, wie Abrechnungszahlen beweisen, die uns vorliegen. Und das obwohl die Halle voll war und der NSV Deutscher Meister und Vizemeister geworden ist. Wie erklären Sie sich das?
A. Meyer: Dazu kann ich nichts sagen und es auch nicht erklären. Wir haben ein neues Ticketsystem eingeführt, mit dem wir nachweisen können, wo wieviele Karten gekauft wurden. Dadurch haben wir einen finanztechnisch komplett transparenten Überblick.
Jetzt können die Karten bei allen Thüringer Ticket-Shop-Centern und Verkaufsstellen, im Internet sowie im Autohaus Peter in der Halleschen Straße erworben werden. Das Catering in der Halle haben wir an den lokalen, professionelle Anbieter Alf Grabinsky abgegeben, was uns logistisch weiter entlastet und zusätzliche finanzielle Unterstützung bedeutet.
Was geschieht mit einem eventuellen Mehrwert, wenn einer erwirtschaftet werden sollte?
A. Meyer: Wir konnten schon finanzielle Mittel zur Unterstützung der Nachwuchsarbeit dem NSV- Abt. Boxen aus dem Budget des Bundesligaetats bereitstellen. Wie schon erwähnt, wollen wir den Kinder- und Jugendsport absichern und unterstützen. Wir finden, es muss aus dem Gesamtbudget etwas für unser Kinder und Jugendlichen übrig bleiben, denn sie sind die Zukunft des Nordhäuser Boxsports.
Nächster BuLi-Kampf: Samstag (24. März), um 19:30 Uhr in der Nordhäuser Ballspielhalle
Nordhäuser SV- BC Chemnitz 94. Mit einem Unentschieden kann da bereits die Vizemeisterschaft besiegelt werden.